Sehr geehrter Herr Landrat,

uns allen ist bekannt, dass der Wohnungsmarkt im Landkreis (und in der Stadt Augsburg) sehr angespannt ist; Haushalte mit geringem Einkommen, Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Studenten, insbesondere aber die Gruppe von Flüchtlingen mit Bleiberecht finden inzwischen kaum mehr eine bezahlbare Wohnung.

Eine Wohnung ist aber für alle Voraussetzung sowohl für die berufliche als auch für die soziale Integration. Das Problem der Wohnungsknappheit besteht nicht nur im Landkreis Augsburg. Deshalb wurden in einigen Städten und Landkreisen inzwischen unterschiedliche Maßnahmen ergriffen um diesem Problem zu begegnen.

So gibt es in München eine zentrale Wohnungslosenhilfe, im Raum Nürnberg und Bayreuth gibt es das Projekt „movin WohnRaum für Flüchtlinge“, im Landkreis Dillingen gibt es eine „Wohnungslotsin“, im Landkreis Altötting gibt es ein erfolgreiches Wohnungsvermittlungsprojekt mit dem Bayerischen Roten Kreuz, in Fürth ein Projekt der Caritas, im Landkreis Passau wird auf der Seite des Landkreises aktive Wohnungssuche und Vermittlung angeboten, in der Stadt Augsburg gibt es ein Kooperationsprojekt mit der Universität Augsburg u.a. mit dem Ziel eine zentrale Fachstelle für Wohnungsnotfälle einzurichten. In Karlstadt ging bereits im Oktober 2016 das erste staatliche Wohnprojekt für anerkannte Flüchtlinge in Betrieb, das aus Mitteln des staatlichen Sofortprogramms als erste Säule des „Wohnungspakts Bayern“ finanziert wurde.

Die verschiedenen Beispiele zeigen, dass es ganz unterschiedliche Ansätze gibt, die Themen Wohnungsnot, Wohnungssuche und Wohnungsvermittlung anzugehen.

Allen Projekten gemeinsam ist das Anliegen der Wohnungsnot und der schwierigen Suche nach Wohnraum in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren etwas entgegenzusetzen.

Unsere Fraktion stellt daher folgenden Antrag:

  1. Die Verwaltung legt dar, welche Initiativen der Landkreis bereits ergriffen hat um das Thema „Wohnen“ im Landkreis aktiv anzugehen.
  2. Der Landrat lädt alle Akteure im Bereich Wohnen zu einem Runden Tisch „Wohnen“ ein mit dem Ziel ein klares Konzept für eine aktive Wohnungsvermittlung und Schaffung von mehr Wohnraum für alle sozial benachteiligten Menschen im Landkreis zu erarbeiten.
  3. Zur Information der Kreisausschussmitglieder über Initiativen in anderen Landkreisen lädt die Verwaltung VertreterInnen von unterschiedlichen Projekten zur Vorstellung ihrer Arbeit in den zuständigen Ausschuss ein.

Begründung:

Die Wohnungsknappheit betrifft sehr viele Menschen, am stärksten davon sind allerdings einkommensschwache Bürgerinnen und Bürger betroffen und von dieser Gruppe ganz besonders die Gruppe der bleibeberechtigten Flüchtlinge.

So berichtete Frau Zimmermann Freiwilligenkoordination im Asylbereich im Landkreis Augsburg in der Sitzung des Beirats Soziales und Seniorenfragen vom 28.11.2016, über ihre Tätigkeit und betonte, dass sich im Jahr 2017 der Schwerpunkt des freiwilligen

Engagements von der Ankommenskultur hin zur Integrationsarbeit verlagert.

Da ein fester Wohnsitz ein wichtiger Baustein zur Integration ist, wird die Wohnungsvermittlung, für anerkannte Flüchtlinge, die nächsten Jahre eine wichtige Aufgabe sein. Private Wohnungs- und Hauseigentümer, sowie Hausverwaltungen, die über geeigneten Wohnraum verfügen, vermieten ungern ihre Wohnungen an Flüchtlinge, aus Unsicherheit und Angst über die Schwierigkeiten, die auf sie zukommen könnten.

Eine der zuvor beschriebenen Maßnahmen könnte darin bestehen, eine hauptamtliche Wohnungsvermittlung auf Landkreisebene mit Unterstützung durch Freiwillige einzurichten. Diese könnte dann die Akquise von Wohnungen aktiv betreiben und als Kontaktstelle für interessierte Wohnungsanbieter fungieren. Ein wichtiger Baustein eines solchen Modells wäre darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen, die die Begleitung und „Nachbetreuung“ der potentiellen MieterInnen übernehmen um so bestehenden Hemmschwellen und Bedenken von Vermietern besser entgegenwirken zu können.

Um zu entscheiden, was für unseren Landkreis sinnvoll, umsetzbar und zielführend ist, wäre es aus unserer Sicht sinnvoll VertreterInnen verschiedener Modelle zur Information der Kreistagsmitglieder einzuladen.

Unserer Meinung nach besteht dringender Handlungsbedarf. Es könnte/sollte ein entsprechendes „Hilfsangebot“ für alle sozial benachteiligten Wohnungssuchenden offen sein.

Ein Vorzeigebeispiel für eine Wohnungsvermittlung für Flüchtlinge gibt es im Landkreis Altötting. Frau Annette Heidrich ist bei dem Bayerischen Roten Kreuz, Kreisverband Altötting dafür die Ansprechpartnerin (annette.heidrich(at)swaltoetting.brk.de, Tel. 08671/9764121).

Frau Heidrich wäre bereit ihre erfolgreiche Arbeit vorzustellen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber auch der Neubau von Wohnungen, denn ohne neue Wohnungen wird sich die Wohnungsknappheit nicht ändern.

Die Bayerische Staatsregierung hat ein entsprechendes Programm aufgelegt, das sowohl Kommunen, Landkreisen und privaten Investoren Zuschüsse sichert, wenn sie geförderten Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge zur Verfügung stellen; auch können leerstehende Wohnungen und Häuser über das Bayerische Modernisierungs- und Wohnungsbauprogramm renoviert und für Flüchtlinge verfügbar gemacht werden (www.stmi.bayern.de/buw/staedtebaufoerderung/veroeffentlichungen).

Wohnungsneubau sollte daher ein wichtiges Thema bei dem beantragten „Runder Tisch Wohnen“ sein.

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