Um unseren Landkreis nach außen sichtbarer zu machen, hat der Kreistag sich im Jahre 2009 entschieden, Botschaf­ter*innen aus den verschie­densten Bereichen des öffent­lichen Lebens als Sympathie- und Kompetenzträger*innen zu gewinnen, die mit ihren persönlichen Kontakten und Netzwerken den Landkreis Augsburg repräsentieren und somit Imagewerbung für die Wirtschafts-, Lebens- und Tourismusregion Landkreis Augsburg nach innen und außen machen. Die genannten Bot­schafter*innen geben dem Landkreis ein Gesicht und werben für die Heimat, in der sie leben.

Jedes Jahr können seither alle Fraktionen des Kreistages Menschen vorschlagen, die dazu bereit sind für unseren Landkreis aufzutreten, zu werben. Derzeit sind es 117 Personen, inkl. der Neubenannten.

Für uns GRÜNE war es immer wichtig, Personen vorzuschlagen, die in der Öffentlichkeit eher unterrepräsentiert und doch ein wichtiger Pfeiler für unser gesellschaftliches Zusammen­leben sind. Menschen, oftmals Frauen, die sich für Soziales, Kultur und Umwelt engagieren. Es sind Aktive aus Vereinen, Wirtschaft oder aus privaten Bereichen. So haben wir 2017 z. B. Frau Beate Schmidt-Menig, Geschäftsleitung der Firma ÖkoFEN in Mickhausen, einem der größten Arbeitgeber im Landkreis vorgeschlagen und 2018 Frau Astrid Zimmermann, Asylkoordinatorin aus Bobingen.

Botschafter-Benennung im September 2022 bei der Firma Interquell in Wehringen

Zu Veranstaltungsbeginn gab es eine interessante Werksführung, bei der die einzelnen Verfahrensschritte zur Herstellung von Trockentierfutter (Happy Dog/Happy Cat) erklärt und gezeigt wurden. Interessant, dass der größte Produktanteil in Tiernahrung Getreide ist, was die wenigsten wissen.

Landrat Martin Sailer begrüßte im Anschluss alle Anwesenden und nahm die Ernennung der neuen Botschafter*innen vor. Von uns grünen Kreisrät*innen waren Margit Stapf, selbst Botschafterin, und Ursula Jung mit dabei.

Folgende Personen wurden benannt: Gerlinde Ostermeier (Fairer Handel, Weltladen Königsbrunn – unser Vorschlag), Anja Dördelmann (Herzstück Horgau + Diedorf), Stefan Steinbacher (Steinbacher Consult), Bernhard Langer (Profi-Golfer Anhausen/Diedorf), Dr. Dr. Wolfgang Knabe (Kulturwissenschaftler aus Königsbrunn) und Manfred Kosch (Historiker aus Königsbrunn).

Georg Müller, Geschäftsführer von Interquell, stellte anschließend den rund 80 geladenen Gästen sein Unternehmen vor und gab Einblick in die Gründungs- und Firmengeschichte. Insgesamt ist das Unternehmen gut durch die Corona-Krise gekommen, wie er berichtet. Denn gerade in den Zeiten der Beschränkungen hat die Haustierhaltung zugenommen und die Tiere müssen natürlich entsprechend mit Tiernahrung versorgt werden. Wegen ihres hohen Energiebedarfs, den Interquell bei der Produktion für den Trocknungsprozess braucht, macht sich Georg Müller derzeit große Sorgen. Um den Bedarf zu decken hat sich die Firmenleitung schon früh um Eigenenergieerzeugung gekümmert. So werden auf dem Firmengelände Solar- bzw. Photovoltaik-Module konsequent erweitert. Er hofft, dass die Produktion trotz der stark steigenden Heiz- und Energiekosten wie gewohnt weiterlaufen kann und durch die eigene Energieproduktion die Kosten überschaubar bleiben.

Peter Schöffel, Geschäftsführer der Schöffel Sportbekleidung GmbH in Schwabmünchen, berichtete im Anschluss von seiner Firma, einem seit rund 200 Jahren familiengeführten Betrieb für Outdoor- und Skibekleidung, insbesondere auch über die Herausforderungen in der derzeitigen Energie- und Ukraine-Krise. Peter Schöffel stieg 1986 ins elterliche Unternehmen ein und übernahm nach Lehrjahren in Marketing und Vertrieb Anfang der 90er Jahre die Geschäftsleitung. Die Firma entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem der führenden Hersteller funktioneller Ski- und Outdoorbekleidung im deutschsprachigen Raum und spielt auch in weiten Teilen Europas eine maßgebliche Rolle, inzwischen mit weltweiten Niederlassungen. Herr Schöffel hatte bis Februar 2022 gute, auch freundschaftliche Kontakte nach Russland. Aufgrund der auferlegten Sanktionen aber auch aus persönlicher Einstellung zu den russischen Kriegshandlungen gegen die Ukraine hat er diese Firmenkontakte schweren Herzens eingestellt. Durch den Wegfall der russischen Geschäfte sind seine Einnahmen spürbar gesunken. Trotzdem steht er nach wie vor hinter dieser Entscheidung. „Als Firmenleitung muss man vor allem die Beschäftigten motivieren und mitnehmen“, so seine Worte. Die Firma Schöffel ist seit vielen Jahren Mitglied der Fair-Wear-Foundation, diese steht für faire Arbeitsbedingungen bei der Textilproduktion.

Beide Unternehmen sind, trotz der großen Herausforderungen für Mittelständler, vorsichtig optimistisch. Insgesamt steht bei ihnen vor allem die Verantwortung für die Mitarbeitenden im Vordergrund. Das war deutlich zu spüren.

Nach den Vorträgen der beiden Unternehmer, Herr Müller und Herr Schöffel, war noch Raum für Fragen und Austausch. Der Abend klang mit guten Gesprächen in lockerer Atmosphäre aus. Fürs leibliche Wohl sorgte die Konditorei Peter Müller aus Königsbrunn. Diese Botschaftertreffen schaffen eine schöne Verbundenheit zum Landkreis.

(von Ursula Jung, stv. Fraktionsvorsitzende)

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