Die Mitglieder der Kreistagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN waren zusammen mit Cemal Bozoglu, MdL, am 15.07.2022 bei ÖkoFEN Heiztechnik GmbH in der Deutschlandzentrale in Mickhausen zur Betriebsbesichtigung.

Als Kreisrätinnen und Kreisräte interessieren wir uns besonders für Arbeitgeber im Landkreis Augsburg, die die Energiewende und Klimaneutralität in der Region entschlossen und innovativ voranbringen. Besondere Aktualität besteht im Bereich Heizenergie und wie im Immobilien-, Gewerbe- und Wohnungsbestand sinnvoll auf erneuerbare Energien umgerüstet werden kann.

Die Geschäftsführerin Frau Beate Schmidt-Menig empfing uns mit Getränken, Kaffee und Kuchen. Dabei wurden in lockerer Atmosphäre schon die ersten Informationen ausgetauscht.

Im großen Schulungsraum des kürzlich fertiggestellten Lageranbaus erläuterte Frau Schmid-Menig den inneren Antrieb der Eigentümerfamilie und der Geschäftsführung, innovativ in der Entwicklung klimaneutraler Heizenergie voranzugehen und Taktgeber für die Branche zu sein: „Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen des Klimawandels sieht. Und vielleicht die letzte, die etwas dagegen unternehmen kann.“ ÖkoFEN steht für Ökologie, Forschung, Entwicklung, Nachhaltigkeit.

Raus aus den fossilen Brennstoffen, weg von Gas und Öl

Seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und der Ausrufung des Gasnotstands bekommt ÖkoFEN täglich ca. 500 Anfragen wegen einer beabsichtigten Installation einer Pelletsheizung, zuvor waren es ca. 1.000 Anfragen im Monat.

Die Grafik zeigt den Anteil der Energieträger beim Heizen des Wohnungsbestandes in Deutschland.
(Quelle: Statista)

Viele wollen angesichts steigender Preise weg von den klimaschädlichen fossilen Brennstoffen Öl und Gas. Der Anschluss an die Fernwärme gelingt nur, sofern ein Leitungssystem verfügbar ist. Die Installation von Wärmepumpen ist im unsanierten bzw. teilsanierten Gebäudebestand oftmals technisch nicht umsetzbar und (unter Umständen, d.h. ohne ausreichend große PV-Anlage mit Batteriespeicher) mit hohen Stromkosten verbunden. Nur 13,6 % aller Wohngebäude sind entweder energetisch vollsaniert oder Neubauten.

(Quelle: Daten (wohngebaeude.info))

Hingegen sind Holzpellets-Heizungen überall einsetzbar und deshalb für die 86,4 % der teilweise und der nicht sanierten Gebäude eine passende Alternative.

Auch bei Häusern mit kleinem oder fehlendem Keller besteht die Möglichkeit, eine Pelletsheizung zu betreiben, da die Pellets auch außerhalb des Gebäudes in einem entsprechenden Außen-Pelletslager vorgehalten werden können. Dies ist vor allem für ehemalige Gaskunden wichtig.

Ebenso kann die Pelletsheizung ins Smart-Home eingebunden werden, sie kann kombiniert werden sowohl mit einer thermischen Solaranlage wie auch mit einer PV-Anlage. Die Steuerung holt sich digital die Wetterdaten vom Deutschen Wetterdienst und regelt selbstständig energiesparend den Wärme- und Warmwasserbedarf.

Keine Baumfällung für Pellets notwendig

Deutschland hat in Europa die größten Holzvorräte, es werden jährlich mehr als ein Drittel Bäume zusätzlich zur Ersatzpflanzung für den Holzeinschlag gepflanzt. Es wird kein Baum für die Herstellung von Holzpellets gefällt, sie sind ein Abfallprodukt heimischer Holzindustrie. Aus einem entrindeten Baumstamm (Rundholz) entstehen im Sägewerk zu 60 % Schnittholz (Möbel- und Bauholz) und zu 40 % Holznebenprodukte wie Hackschnitzel (26 %), Sägespäne (12%) und Anderes (2 %).

(Quelle: DEPI – Pelletproduktion)

Aktuell reichen die aus Sägespänen gepressten Pellets für 1,5 Mio. Pelletsheizungen mit einem Jahresverbrauch von ca. 5 t Pellets. Dies entspricht in etwa einem teilsanierten Einfamilienhaus (z. B. Einzelmaßnahme Haustüre und Fenster mit 3-fach Verglasung), das vor der Teilsanierung und dem Einbau der Pelletheizung für ca. 180 qm Wohnfläche einen Heizölverbrauch von ca. 3.000 l hatte (ohne Sanierung entspricht 1 l Heizöl 2 kg Pellets). Derzeit könnten annähernd doppelt so viel Pellets produziert werden wie benötigt (ÖkoFEN und eigene Berechnungen).

(Quelle: DEPI – Pelletproduktion)

Sauber heizen fast ohne Feinstaubemission und CO2-neutral

Pelletfeuerungen sind an den Feinstaubemissionen nur mit 0,3 % beteiligt, während der Straßenverkehr für 13,8 %, Energie und Industrie (samt Schüttgutumschlag) für 60,1 %, die Landwirtschaft für 14,5 % und Brände und Krematorien für 3,3 % verantwortlich sind. Die Raumheizung mit einzelnen von Hand beschickten Holzöfen machen ca. 6,5 % aus, bei unsachgemäßer Befeuerung auch deutlich mehr. (ÖkoFEN / UBA 2019)

(Quelle: oekofen.com)

Die Neuentwicklung ZeroFlame® – Feuer ohne Flamme minimiert den Feinstaubausstoß auf weniger als 2,5 mg pro Kubikmeter und ist die sauberste Heizung auf dem Markt.

Da für Holzpellets kein einziger Baum gefällt wird, ist das Heizen mit Pellets CO2-neutral. Das Holz gibt nur die Menge an CO2 ab, die der Baum im Laufe seines Lebens gespeichert hat. Wenn der Baum als Totholz im Wald verbleibt, gibt er beim Verrotten mehr klimaschädliche Gase ab als er gespeichert hat.

 

Nachfragen erwünscht, Fernwartung

Für die Kreisrätinnen und Kreisräte im Bauausschuss war zudem interessant, dass für Hochbau-Projekte jederzeit Beratung angefragt werden kann. Bei der Sanierung von Schulen des Landkreises wird aktuell vornehmlich Gas als Heizenergieträger bevorzugt. Dem Vorschlag, auch bei Schulsanierungen Heizungsanlagen mit erneuerbaren Energien einzubauen, wurde den GRÜNEN Bauausschuss-Mitgliedern oftmals das Argument des höheren Wartungsaufwandes entgegengesetzt. Die bei ihren Heizungsanlagen schon seit mindestens 10 Jahren standardmäßig anstelle von „Schneckenkesseln“ eingesetzte „Saugtechnik“ habe die Störanfälligkeit der Anlagen deutlich verringert, so Frau Schmid-Menig. Außerdem werde von ÖkoFEN für ihre Heizungsanlagen gerade in Schulen, Kindergärten, öffentlichen/kommunalen Gebäuden eine Fernwartung angeboten, sodass der Wartungsaufwand für das Schulpersonal bzw. Hausmeister-Bereitschaftsdienste am Wochenende und in der Ferienzeit entfalle.

ÖkoFEN als Arbeitgeber

ÖkoFEN hat in den letzten beiden Jahren 50 neue Fachkräfte eingestellt und erhöhte seinen Mitarbeiter*innen-Stab auf 200 Mitarbeitende am Standort Mickhausen. Davon sind 20 in den Lägern als Lagerlogistiker und Konfektionierer tätig.

Bei der Besichtigung der neuen Lagerhalle erklärte Frau Schmid-Menig, dass die einzelnen Komponenten wie Heizkessel, Pufferspeicher, Dämmmatten, Rohr- und Montagematerial aus der Produktion im Stammwerk Niederkappel und Purgstall in Österreich angeliefert werden und hier je nach Kundenauftrag konfektioniert werden. In der Produktion sind die Kapazitäten hochgefahren worden, so dass sie im Moment keine Lieferengpässe haben, es fehlt eher an Fachkräften im Heizungsbau. ÖkoFEN schult in Mickhausen Heizungsbauer sowie Wartungspersonal und Techniker auch in Niederkappel/AT. Speziell für die Mitarbeiterinnen im Fachhandwerk werden in Mickhausen Technik-Kurse angeboten.

Für die Belegschaft stellt ÖkoFEN E-Bikes für den Weg zur Arbeit zur Verfügung. „Das spornt uns an, uns noch mehr für den schnelleren Ausbau eines durchgängigen Radwegenetzes einzusetzen. Die Radwege von und zu den Nachbarorten sollten dringend ergänzt werden, sodass auch im ländlichen Raum für das Radfahren zur Arbeit ein sicheres und bequemes Angebot geschaffen wird,“ so Kreisrätin Doris Lurz.

„Wir bringen die Arbeitsplätze zu den Menschen, wohnortnahes Arbeiten bringt Lebensqualität,“ so Frau Schmid-Menig. Der respektvolle und wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitenden gehöre zur gelebten Firmenphilosophie.

ÖkoFEN besitzt zwei E-Ladesäulen für den kleinen Firmenfuhrpark, die mit eigenem Strom aus der Dach-PV betrieben werden.

Soziales Engagement

Für ÖkoFEN gehört soziales Engagement schon immer zur Zukunftsgestaltung dazu. Mit UNICEF wurde ein Kooperationspartner gefunden. Für jede verkaufte Heizung spendet ÖkoFEN für Wasserprojekte, damit jedes Kind Zugang zu sauberem Wasser bekommt.

 

Fazit der Betriebsbesichtigung

Die forschungsbasierten neuesten Entwicklungen bei ÖkoFEN ermöglichen eine moderne, vollautomatische, wartungsarme Heiz- und Warmwassertechnik, die bei geringem Platzbedarf die Wärmewende ins Haus und in die Wohnung holt. Durch die großzügige BAFA-Förderung wird der Einbau einer Pelletsheizung für Verbraucher*innen erschwinglich. Die Möglichkeit der Fernwartung macht die Pelletsheizung auch für ältere Menschen sowie für kommunale Liegenschaften interessant. Die Auszeichnung von der IHK Schwaben für ÖkoFEN als TOP-Ausbildungsbetrieb, die sicheren, zukunftsfähigen Arbeitsplätze und dass der größte Teil der Wertschöpfungskette in der Region bleibt, ist ein Gewinn für unseren Landkreis Augsburg.

Die Dringlichkeit innovativer Unternehmen und die Vorbildfunktion von Unternehmen wie ÖkoFEN machte Silvia Daßler, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag, in ihrem Fazit deutlich: „Um die Klimaziele zu erreichen, ist es nötig, die Wärmeversorgung umzugestalten. Wir brauchen deshalb eine schnelle, effektive und kosteneffiziente Wärmewende. Für eine erfolgreiche Wärmewende müssen klimaneutrale Energieträger sukzessive fossile Energieträger ersetzen und die Heizlasten der Gebäude sinken. Und dass dies sowohl beim Neubau und Sanierung, bei Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern, im Gewerbebau, Kindergarten- und Schulbau funktioniert, konnte ÖkoFEN schon bei zahlrechen Projekten aufzeigen.“

Cemal Bozoglu, MdL: „Wir konnten uns hier vor Ort davon überzeugen, was alles möglich ist, um auch im Wärmebereich für den Klimaschutz etwas zu erreichen. Ich ziehe das Fazit aus unserem Besuch, dass Heizen mit Holzpellets klimafreundlich, CO2 – neutral, heimisch, versorgungssicher und preislich günstiger als Öl und Gas ist, wirtschaftlich und politisch unabhängig macht sowie Arbeitsplätze in der Region schafft. Dass der Einbau einer Pelletsheizung von der BAFA (mit bis zu 55 % der förderfähigen Kosten) gefördert wird, ist für die Wärmewende eine wichtige Unterstützung.“

Unser Dank gilt Frau Schmid-Menig, die sich über 2,5 Stunden Zeit für uns nahm.

Silvia Dassler, Fraktionsvorsitzende
Ursula Reichenmiller-Thoma, Kreisrätin
Doris Lurz, Kreisrätin

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