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Grünes Ziel bleibt jedoch das 365-Euro-Jahresticket für die Gesamtregion

Die GRÜNE Kreistagsfraktion befasste sich in ihrer letzten Fraktionssitzung intensiv mit der vor kurzem in Kraft getretenen Tarifreform. Insbesondere auch mit den massiven Kritikpunkten, die seit Tagen in der Presse zu lesen waren. Einig waren sich die Grünen, dass offensichtliche Mängel schnellstmöglich behoben werden müssen.

Der GRÜNE Kreisrat Joachim Schoner, der für die GRÜNEN im Aufsichtsrat des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbundes (AVV) sitzt und die Tarifreform in wesentlichen Teilen mitgeprägt hat, betonte: „Zunächst muss man wissen, dass die Vorbedingungen für die Tarifreform waren, dass keine Mehrkosten entstehen dürfen und die Entscheidungen einstimmig erfolgen müssen. Das macht Veränderungen an einem bestehenden System mit so unterschiedlichen Partnern sehr schwer und gleicht der Quadratur des Kreises“. 

Die jetzt so heftig kritisierte Zusammenlegung im Bartarif der Zone 10 und 20 war von der Verkehrsgemeinschaft Augsburg (VGA) so dem Arbeitskreis vorgegeben worden. Die Ungerechtigkeiten bzw. Verteuerungen, welche hierdurch entstehen, muss die Stadt Augsburg, wenn sie das will, beseitigen.

Wir Grünen werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass es zu Verbesserungen kommt, so sollte beispielsweise das Sparabo auf 8 Uhr vorverlegt werden. Klar ist, dass das Geld kostet. Wir als Grüne sind bereit, mehr Geld für den ÖPNV auszugeben. Die Mehrheit ist das bis jetzt nicht. So wollten weder OB Gribl (CSU), noch Landrat Schrell (Freie Wähler) mehr Geld zur Verfügung stellen.

Zur Vermeidung von Härten wurden beispielsweise die Haltestellen in den Stadtgebieten von Stadtbergen, Friedberg, Gersthofen und Neusäß auf die Zonengrenze 20/30 verlegt so dass man nun aus der Zone 30 nur noch eine Preisstufe benötigt, um in diese Städte zu fahren. Dies verursacht schätzungsweise Mehrkosten in Höhe von 475.000 Euro.

 Im Arbeitskreis wurden eine Vielzahl von Fahrtenbeziehungen durchgespielt und notwendige Korrekturen vorgenommen um Preishärten über 10 Prozent zu vermeiden. Geringe Chancen einer schnellen Lösung für günstigere Angebote des Bereiches Donau-Ries dürften an den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) scheitern, da diese hier mitreden.

Kommende Tarifreformen dürften sich ab Dezember 2021 leichter gestalten, da die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) die Bestellung der Verkehre auf den Augsburger Eisenbahnnetzen von Nettoverträgen (hierbei erhalten die EVU´s Anteile an den Fahrkartenverkaufserlösen) auf Bruttoverträge umstellt.

Für die GRÜNEN macht die Reform deutlich, dass Kostenneutralität und Einstimmigkeitsprinzip beides Bremsklötze für eine innovative und attraktive Nahverkehrspolitik sind.

Silvia Daßler, Fraktionsvorsitzende: “Eines der Ziele der Tarifreform für die Kreisgrünen war es nicht zuletzt aus umweltpolitischen Gründen, Pendler*innen aus dem ländlichen Raum, welche große Strecken mit dem Auto zurück legen, für ein Umsteigen auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu gewinnen und dafür die Abopreise zu senken. Dies ist aus unserer Sicht gelungen“.

Bisher war es zumeist so, dass Pendler*innen aus dem ländlichen Raum für ein zum Teil schlechtes Angebot viel zahlen mussten. Kreisrat Schoner erläuterte dies an konkreten Beispielen: Zahlte man für das Umweltabo nach Augsburg noch letztes Jahr von Fischach/Schwabmünchen/Meitingen/Altenmünster/Dinkelscherben aus 105,- Euro und von Langenneufnach/Langeringen/Nordendorf 120,- Euro sowie von Walkertshofen/Mittelneufnach 135,- Euro. Nach der Reform ist das neue Verbundabo für den Gesamtraum für 90,- Euro im Monat zu erhalten. Pendler*innen die quer durch den Tarifraum fuhren, mussten zum Teil zahlten 200,- Euro und mehr bezahlen oder sie blieben beim Auto. 

Leider, so Kreisrat Schoner, wird nun auch im ländlichen Raum eine Negativstimmung gegen eine im Gesamtansatz gute Sache zum Teil durch Falschbehauptungen, erzeugt.

Beispielsweise wird in der Schwabmünchner Allgemeinen vom 17. Januar behauptet, wer von Gablingen nach Gersthofen pendelt zahlt statt früher 50 Euro heute 75 Euro, tatsächlich kostet das Abo jetzt nur noch 35 Euro. Auch der Pendler, der von Nordendorf nach Meitingenfährt würde sich von früher 50 Euro auf heute 75 Euro verschlechtern, tatsächlich kostet aber die Monatskarte für zwei Zonen nur 65,70 Euro. Wenn jetzt Meitingen auf den Zonenrand 50/60 gelegt würde, dann würde der „Nordendorfer“ auch nur noch 35 Euro bezahlen.

Solche Korrekturen sollen wie abgesprochen noch im laufenden Jahr beraten und beschlossen werden, um sie dann ab dem 01.01.2019 umzusetzen zu können.

Wir GRÜNEN haben bei der Verabschiedung der Reform die Idee einer zeitnahen und umfassenden Evaluation eingebracht und auch durchgesetzt. Wenn die ersten Zahlen vorliegen, muss daher geprüft werden, ob die Ziele der Reform erreicht wurden. Sollten Gelegenheits- und Seltenfahrer wegen der Reform tatsächlich zu großen Teilen aufs Auto umsteigen und würden die Abozahlen nicht zunehmen, dann wäre das Ziel der Reform verfehlt.

Aus Grüner Sicht ist das Basis- bzw. Sparabo im ländlichen Raum noch zu teuer. Unser Ziel war, ist und bleibt das 365-Euro-Jahresticket (1 Euro pro Tag) für das gesamte Tarifgebiet und ein weiterer Ausbau des Fahrtenangebots.

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